Samstag, 16. April 2011

[Rezension] "Der Schutzengel" von Paulo Coelho






° Autor: Paulo Coelho
° Titel: Der Schutzengel
° Originaltitel: As Valkírias
° Genre: (spiritueller) Roman
° Erscheinungsdatum: 22 März 2011
° Verlag: Diogenes
° 199 Seiten
° ISBN: 978-3-257-06767-5
° Preis: 19,90 €
° Der erste Satz: Sie waren jetzt schon sechs Stunden unterwegs.

Klappentext:

Den Kampf um eine neue Welt trägt jeder zuerst in sich selbst aus.
Bist Du dazu bereit?
Nur etwas kann verhindern, dass wir unsere Träume verwirklichen: unsere eigene Angst.
Schutzengel - ein modernes spirituelles Abenteuer, in dem ein Mann mit seinen Zweifeln ringt und seine Ängste überwindet.

Worum geht es?

Der Roman handelt von einem Mann, der sein Leben verändern will. Sein Traum: in die Mojave- Wüste gehen, um seinen eigenen Schutzengel zu suchen und sich und seine Umwelt richtig kennenzulernen. Paulo weiß, dass die Wüse nicht so trocken und leer ist, wie sie scheint. Hauptsächlich birgt sie für ihn die Chance für neue, außergewöhnliche Begegnungen, wie ihm sein Meister J. vorausgesagt hat. Weitab vom Chaos der Welt leben hier ein "Meister der Traditionen" und eine Gruppe junger Frauen, die Walküren, die auf Pferden durch die Wüste ziehen.
Chris, seine Gefährtin, begleitet Paulo auf dieser Reise, die die Liebe und die festgefahrenen Meinungen des Paars auf eine harte Probe stellt und ihm gleichzeitig den Weg zur wahren Liebe und Selbsterkenntnis weisen wird.

Rezeption:

Direkt zum Einstieg, natürlich nach dem Epilog, wo man alles Wichtige und die Gründe für die Reise der beiden Protagonisten erfährt, wird man sofort in das Auto mit den zwei Reisenden mit "hineingesetzt". Sofort werden erste Zweifel, Konflikte und eine Art Verkrampftheit des Paares deutlich, welches sich nicht sicher ist, ob dies was sie tun wirklich das Richtige sei. Wenn allein schon der richtige Weg ungewiss zu sein scheint, wie soll es da bloß weitergehen... . Für mich war so ein Anfang bei einer spirituellen Reise mit solch' edlen Absichten schon eine Warnung und auch die Gewissheit, dass der Erzähler diese Personen sicher im Laufe der Handlung läuten wird.
Zum Anfang geht es in dem Roman wirklich nur um das Ehepaar Paulo und Chris. Paulo ist sehr weise, bezeichnet sich als Magier, ist hochspirituell und möchte endlich sein Ziel erreichen, wovon ihm sein Lehrmeister J. immer erzählt hat: seinen eigenen Schutzengel zu sehen und nicht "nur" mit ihm zu sprechen. Chris scheint im Vergleich dazu in Paulos Schatten unter zu gehen.. sie ist eine normale Frau, die zwar religiös ist, diesem jedoch nicht so viel beimisst wie ihr Ehegatte. Für mich war auch hier die Gestaltung der beiden Personen (unterschiedlicher geht es wohl kaum) ein Zeichen, dass eine der beiden sich  entweder ändern wird oder diese Ehe zerbricht. Ich war als Rezipient anfangs noch auf Chris' Seite, da ich selbst zwar gläubig bin, dies jedoch nicht so "extrem und allwissend" auslebe und weil ich als Coelho- Neuling seine An- und Absichten zu Beginn nicht durchblicken konnte. Noch nicht... . Im Lauf der Handlung kommt noch Took, der Meister der Traditionen wie er bezeichnet wird und eine Gruppe kriegerischer Nomadenfrauen, die Walküren, die einer hübschen rothaarigen Frau namens Vahalla unterstehen. Bei den letzteren Personen hate ich anfangs ein Bild von Amazonen im Kopf, wie sie da auf ihren Pferden in ihrer Lederkluft reiten..und ich weiß nicht warum, es hat mich bis zum Ende nicht losgelassen :-).
Coelho beschreibt die Reise des Ehepaares mit all ihren Gefahren und neuen Begegnungen in einer epischen und emotional-spirituellen Sprache. Er umgibt die spirituellen Rituale zwischen Paulo und Chris und den Walküren sowie die Gespräche mit Took mit einer sehr mystischen und stellenweise wohligen Aura. Er ist wirklich ein Meister der Landschaftsbeschreibung, der die Wüste nicht als ein gnadenloses und lebensvernichtendes Ökosystem darstellt, sondern als einen wunderbaren, erleichternden und freien Ort voller Geheimnisse und Eröffnungen. Ich habe diese Passagen mit sehr viel Freude gelesen und hatte dabei immer sehr malerische Sonnenauf- und untergänge im Kopf, den weichen Sand und.. ach, erlebt es doch selbst :).
Das Hauptgeschehen basiert eigentlich nur innerhalb der Mojave-Wüste, da Chris und Paulo nach anfänglichen Reiseschwierigkeiten und Motelübernachtungen schließlich den Walküren folgen, dessen Anführerin Vahalla in Paulo einen weisen Meister der Magie und einen begehrenswerten Mann sieht. Als Chris das klar wird, stellt sie die Reise auf eine Probe, wo sie ihre Gefühle und Emotionen richtig kennen lernt und zu bewältigen versucht und herausfinden muss, welcher Weg für sie der richtige ist.
Man fühlt sich während der gesamten Handlung, egal wie religiös und spituell man selbst ist, ständig angesprochen, man ist fast wirklich nur am Nachdenken, ob soetwas für einen selbst in Frage kommen könnte, wie man sein Leben gestalten sollte und ob die Rituale, welchen man dort begegnet, tatsächlich nur okkulter Kram sind oder doch des Glaubens wert, denn nichts scheint dort wirklich so unwahrscheinlich wie man anfangs mit sich selbst argumentierte.

Fazit:

Für mich war es ein wahrlich erleuchtendes und spirituelles Erlebnis mit dem Hintergrund der angeblich so "rauen" Natur und Stunden des Sinnierens über die Welt, Gott und die Menschen.
Für diesen Roman vergebe ich 3 von 5 Sternen.

Zum Autor:

Paulo Coelho, geboren 1947 in Rio de Janeiro, ist einer der meistgelesenen Schriftsteller der Welt. Alle seine Romane, insbesondere Der Alchimist, Veronika beschließt zu sterben, Brida und Elf Minuten, wurden Weltbestseller, die in 71 Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtauflage von 115 Millionen erreicht haben. Im August 2010 erschien die erste große Biographie über ihn: Fernando Morais, Der Magier - Die Biographie des Paulo Coelho.

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