Donnerstag, 26. Juli 2012

[Rezension] Blutrote Lilien - von Kathleen Weise







Ein historisches Jugendbuch. Für mich wieder ein neues Genre in der riesengroßen Genreschublade unserer Bücherwelt. Meine Erwartungen  waren gering, ich habe nicht mit großartigem Geschehen gerechnet und nur eher säuselndes Teenagergeschwafel in einem Barockkleid erwartet. Weit gefehlt... .

Ich war allein von der Aufmachung des Buches beeindruckt. Neben dem schönen Cover, sprang mich auf der ersten Seite ein versiegelter Brief an, der schon darauf deutete, wie interessant und intrigant mein aktueller Lesestoff sein wird.

Man begleitet Charlotte, die Tochter des einflussreichen Mannes de Montmorency, ihre Zofe Manon und ihren Hund Orson auf den Weg in das prächtigste und schillerndste Bauwerk und den Mittelpunkt der gesamten Societyszene des 16ten Jahrhunderts, Louvre. Durch die Verlobung mit dem Marquis de Bassompierre muss Charlotte jetzt dem Hof und dem König vorgestellt werden und alles dreht sich darum, endlich schöne Kleider zu tragen, sich standesgemäß zu gebären und in der überragendsten Metropole von Frankreich, Paris, zu verkehren. Von ihrem kleinen Chantilly, wo Charlotte geboren und aufgewachsen ist, kennt das Mädchen das alles nicht, man hat sie jedoch eindringlich drauf vorbereitet.

Kurz nach der Ankunft werden Charlottes Träume und Gespinste rund um das schillernde Hofleben sehr schnell beendet. Sie muss Unterricht bei der griesgrämigen und ewig unzufriedenen Madame Morens nehmen, wobei sie ein junges Mädchen, Sophie, kennen lernt und sich sofort mit ihr anfreundet. Hinderlich ist dabei lediglich die Tatsache, dass Sophies Familie einer anderen Religion angehört und dies bei Hof völlig verpönt ist, woran sich die beiden Freundinnen jedoch nicht stören und jeweils das Gehetze der anderen Familie ignorieren, denn Freundschaft geht über alles. Schön :)
Nach ihrer ersten Verhaltensstunde möchte die Verlobte aufgrund von ihr fraglichen Verhaltensregeln, an die sie sich nun zu halten hat, ihren zukünftigen Mann aufsuchen, um ihn zu befragen, ob dies wirklich so zu geschehen hat, dass eine Frau nicht weiter als schön sein muss und lächeln soll. Dabei trifft sie ihren Verlobten in einer..hmm ja..etwas heiklen Situation an... nämlich, während der Gute mit einer Dienerin in seinem Bett turnt. Völlig geschockt und verletzt zieht sich Charlotte zurück.. und muss bald einsehen, dass dies bei Hofe doch gar nicht so unüblich ist, dass Politik vor Liebe kommt und das sog. Favoritinnen gern gesehen sind. Selbst Charlottes Zofe Manon versucht das junge Mädchen zu ermutigen darüber hinwegzusehen, doch die Kleine ist mit zuviel Stolz und zuviel Hirn auf die Welt gekommen, um das einfach so hinzunehmen.

Die darauffolgenden Wochen ist Charlotte der Mittelpunkt des Klatsches und muss auch hier bald einsehen, dass niemand so freundlich ist, wie er immer getan hat und dass Diener eben nicht nur zu Diensten da sind, sondern auch gemeine Späher und Hetzer sind. Zu sehr erinnert mich das auch an das heutige Gesellschaftsbild :) Dennoch gibt es ein paar Menschen, die trotzdem zu Charlotte stehen... ihre Freundin Sofie, Manon und dieser geheimnisvolle Mann, der abends immer am Fenster verweilt.

Jedoch ist Charlotte nicht umsonst eine Montmorency, was sie immer wieder mit Stolz betont. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und erreicht damit recht schnell eine große Beliebtheit beim König, der in ihr seine erste große Liebe zu erkennen glaubt. Umso überraschter ist Charlotte, als der König sie nach ihrem Glücklichsein fragt und kurz darauf auch die schmachvolle Verlobung mit dem Marquis de Bassompierre auflöst um dann sofort den Prinzen de Condé an sie zu binden, von dessen Übellaunigkeit, mangelndem Einfühlsam und Grobheit ständig am Hofe berichtet wird. Doch eins ist sicher: diese Verbindung scheint irgendeiner einflussreichen Partie nicht zu passen... und schon bald liegt eine Leiche in Charlottes Bett... .

Eine Geschichte, bei der man oft gemerkt hat, dass die Grenzen der Jugendliteratur die Handlungen oft einschränkten. Etwas schade fand ich auch, dass der Schluss so schnell kam und sich die Ereignisse irgendwann einfach nur überstürzten und man mit vielen Fragezeichen über dem Kopf und im Kopf das Buch beendete. Das Werk schreit förmlich nach einem zweiten Teil, denn der Schluss war ziemlich abgehackt. Dennoch finde ich diese Geschichte alles in allem ziemlich gelungen, ich habe sie wirklich gern gelesen und an Spannung hat es hier auch nicht gemangelt.
Für diese andere, mildere Art des historischen Romans vergebe ich vier von fünf Sternen.

      Details zum Buch:
~ planet girl Verlag
~ ISBN 978-3-522-50218-4
~ Preis: (D) 14,90€ (A) 15,40€ (Hardcover)
~ Erscheinungsdatum: 19.01.2011
~ 327 Seiten

 

Dienstag, 24. Juli 2012

[Rezension] Zeiten der Hoffnung - von Karsten Flohr








Nachdem ich erst vor Kurzem endlich ein Buch über die Geschehnisse des Ersten Weltkrieges gelesen habe, habe ich mich natürlich auch auf dieses Werk gefreut, vorallem, weil die Parallelen anfangs unglaublich waren und ich Literaturvergleiche als ehemalige Germanistin ja sowieso über alles mag, entschloss ich mich kurzerhand bei einer Leserunde auf lovelybooks.de mitzumachen. Dass ich doch ziemlich enttäuscht werde in einigen Hinsichten, dachte ich mir bei den ersten Kapiteln dieses Romans noch nicht.

Der Einstieg war wirklich brilliant und machte Lust auf mehr. Man wird in die vornehme Berliner Familie von Schwemer eingeführt, der Vater, ein Kolonialbeamter von Togo, die Mutter Helene, eine reiche Französin, der älteste Sohn Wilhelm, gerade zum Husaren ernannt und somit für den höchsten und angesehensten Personenkreis seit Kaisergedenken prädestiniert, seine intelligente Schwester Elisabeth und noch weitere zwei Knaben runden diesen Kreis ab. Die Gesellschaften und die hohen Beziehungen der Familie werden detailreich und gleichzeitig sehr interessant präsentiert, obgleich man bereits am Anfang bemerkt, dass der Sohn Wilhelm den Mittelpunkt des Geschehens bildet. Als er kurzerhand auch noch mit Charlotte, der Tochter eines Gouverneurs, verlobt wird, scheint seine Stellung perfekt und seine Zukunft gesichert. Aber das Leben meint es anders mit ihm... .

Nach einer beschwerlichen Reise gen Afrika, um das Land und die Aufgaben seines Vaters kennen zu lernen, kehrt Wilhelm mit neuen Bildern und Emotionen wieder nach Berlin zurück..und wird kurzerhand von seiner Schwester Elisabeth an die schöne Kindheit erinnert. Das Glück erscheint in Form eines Steinchens, welches ihm ehemals eine sehr gute Freundin namens Adele schenkte, zu den Zeiten, wo die Familie von Schwemer noch Urlaub im Sommer auf dem Weingut in Lagarde gemacht hat.

Ab da beginnt eigentlich die Liebesgeschichte. Wilhelm und Adele kennen sich schon seit Kindertagen, jedoch stammen beide aus völlig verschiedenen Welten. Adele ist die Tochter eines ärmlichen, elsässichen Weinbauers, der im Buch lediglich als Printemps bezeichnet wird, und somit keine gute Partie für Wilhelm. Trotzdem brennt der Frischverlobte drauf, sie wiederzusehen, was er kurzerhand auch nachholt, indem er nach Lagarde reist, öffentlich um seiner Mutter beizustehen, deren Vater erst kürzlich verstorben ist und seine noch lebende Ehefrau langsam am Rad dreht. Dass der junge Husar eher weniger Zeit bei seiner Mutter Helene und seiner langsam verrückt werdenden Oma verbringt, war vorherzusehen.

Durch die Begegnung mit Adele flammen alte Gefühle hoch, die scheinbar nie erloschen sind und der eigentlich verlobte Wilhelm sinkt in die Arme seiner Liebsten. Doch die Beziehung wird nicht nur durch die Standesschranken gehindert, denn dem alten Printemps scheint die Beziehung der beiden Erwachsenen anfangs nicht zu gefallen. Adele gehört schon länger zu einer Gruppe von Widerstandskämpfern, die gegen die Machtwillkür der Deutschen protestieren rund um die Anektierung Elsaß-Lothringen. So erfährt Wilhelm, weshalb seine Liebste sich in eine Männerkleidung wirft und welche Spannungen überhaupt zwischen den beiden Nationen herrschen. Zuerst reagiert Wilhelm geschockt, bleibt aber bei alldem, was beide Nationen auch tun, eher neutral. Hat mir gut gefallen. Die Verliebten verbringen noch ein paar schöne Tage miteinander und dann muss Wilhelm auch schon zum Militär. Und das ist der Schnitt bzw. auch der Großteil der versprochenen Liebesbeziehung im Buch gewesen... . Leider.

Dann verliert sich der Handlungsstrang irgendwie. Man wechselt zwischen Passagen im Krieg, Passagen in Berlin und auch kleinen Abstechern nach Lagarde zur Helene und Adele, die sich, trotz dem, dass Wilhelm ja mit einer anderen Frau verlobt ist, sehr gut verstehen.
Man kann also allgemein sagen, dass die Hauptfiguren in diesem Buch eher Wilhelm und seine Schwester Elisabeth, die für Frauenrechte kämpft und äußerst gern Hosen trägt, sind und die Liebesgeschichte als kleine Würze in den Hintergrund rückt und mal hier mal da vor sich hinplätschert. Auch Mutter Helene hat ganz oft ihre Auftritte und entwickelt sich nicht wenig im Verlauf der Handlung, denn als gebürtige Französin möchte sie natürlich auch irgendwo noch ihren Stolz und ihre wirkliche Herkunft bewahren. Der Ernst des Krieges holt alle drei auf verschiedenste Art und Weise heim und doch schweisst er sie alle nur mehr zusammen. Man hat das Gefühl, dass aus steifen und übervorrangenden Personen, richtige und mitfühlende Menschen geworden sind. Wilhelms Vater taucht aber nach seiner letzten Abreise gen Afrika nicht mehr auf. Vielleicht haben die Unruhen ja damit etwas zu tun... .

Alles in allem konnte ich mich für das Buch nicht wirklich begeistern, habe es stellenweise aber wirklich sehr gern gelesen. Es war irgendwie weder Fisch noch Fleisch. Die Romantischen unter euch kommen kaum auf ihre Kosten, die politisch-geschichtlich-interessierten Leser werden das Buch lieben. Da ich eher zum letzteren Kreis tendiere würde ich für diesen Debütroman vom Herrn Flohr noch drei von fünf Sternen vergeben.

     Details zum Buch:
~ insel Taschenbuch Verlag
~ ISBN 978-3-458-35846-6
~ Preis: (D) 14,99€ (A) 15,50€ (Taschenbuch)
~ Erscheinungsdatum: 18.06.2012
~ 366 Seiten

Dienstag, 17. Juli 2012

[Rezension] Über uns Stille - von Morton Rhue







Ein neues Buch von Morton Rhue...der mir bis dahin nur aus dem Schuluntericht durch "Die Welle" bekannt worden ist. Leider habe ich ihn nach der Pflichtlektüre aus den Augen verloren... und vor Kurzem durch eine Leserunde neuentdeckt. Ich bereue nichts!

Herr Rhue ist durchaus als ein Autor von sehr ernsten Büchern für Jugendliche und junge Erwachsene anzusehen. Auch bei diesem Werk handelt es sich um ein sehr beklemmendes und ernstes Thema... nämlich den Atomkrieg mit all seiner Zerstörung und Brutalität.

Wir befinden uns im Jahre 1962. Es ist die Zeit der Kubakrise und der Konflikt zwischen USA und Russland erreicht langsam seinen Höhepunkt. Die Menschen, Nachrichten und Zeitungen zerreißen sich die Mäuler über das Ende der Welt, den Krieg und die Endzeitstimmung. So lernt der Leser eine vierköpfige Familie kennen... Scott, ein sehr reifer junger Bursch, sein jüngerer Bruder Edward, der aber von allen als Sparky bezeichnet wird und Vater mit Mutter. Noch scheint an der Familie nichts Ungewöhnliches zu sein, bis eines Tages schwarze Bauarbeiter im Garten anfangen, ein tiefes Loch auszuheben. Die Kinder freuen sich zuerst auf einen Swimmingpool, doch dieses Loch entpuppt sich dann als ein zukünftiger Atombunker, der im Auftrag von Scotts Vater errichtet wird.
Halb geschockt, halb realistisch betrachten die Kinder diese Schutzmaßnahme ihres Vaters, worauf ihre Mutter eher bitter reagiert. Sie möchte nicht, dass die Kinder in diese Thematik reingezogen werden und überängstlich werden. Ihre Einstellung entpuppt sich aber dann als unnötig, denn überall in der Schule und im Freundeskreis werden die beiden Brüder mit dem Krieg und der Atombombe der Kommunisten konfrontiert. Das geht sogar so weit, dass die Jungs ihre Lausbubereien, wie das Stehlen eines Kuchens aus dem Gefrierfach des Nachbarns, so rechtfertigen, dass es doch jederzeit vorbei sein kann und man hätte dann etwas verpasst... wie z.B. den leckeren Kuchen!
Schon bald gerät die Familie in den Kreis des Spottes. Die Nachbarn Shaw und McGovern halten die Maßnahmen von Scotts Vater für unnütz und lächerlich, die Mutter erntet beim Einkaufen spottende und verachtende Blicke. Doch nicht lange... .

Plötzlich heulen Sirenen mitten in der Nacht und Scott wird von seinem Vater unsaft mit den Worten "Wir werden angegriffen!" geweckt. Chaos bricht aus. Die Familie versucht so schnell es geht in den Bunker zu kommen. Als sie daraufhin davorstehen, tauchen auf einmal die Nachbarn auf und wollen mit hinein, obwohl es drin nur Platz für wenige Menschen gibt. Beim hektischen Herunterklettern fällt die Mutter von Scott sehr unglücklich hin und es bleibt offen, ob sie das überhaupt überlebt. Trotz der Versuche des Vaters die schwere Eisentür zuzuziehen, kommen einige der Nachbarn, die ihn zuvor verspottet haben, hinein. Mr und Mrs Shaw und ihr Sohn Ronnie, der der beste Freund von Scott ist und Mr McGovern und seine Tochter Paula, von der Scott auch heimlich schwärmt. Der Rest von McGovernscher Familie schafft es nicht... Mrs McGovern und der in einem Rollstuhl sitzendende Sohn Teddy. Ihr Schreien besiegelt den lauten Knall, der kurz darauf folgt. Dann ist es still... .

Bereits am Anfang ist es ersichtlich, dass alles irgendwo nicht gut gehen kann. Scotts Mutter gibt keine Lebenszeichen von sich, die Luft ist stickig, die Vorräte nur für vier Personen berechnet und der Wassertank mag auch nicht so richtig seiner Aufgabe gerecht werden. Es beginnt ein Kampf ums Überleben gezeichnet von zwischenmenschlichen Spannungen, Hunger, Durst, stickiger Luft, mangelnder Hygiene und beißendem Uringeruch. Begleitet von der Zeitlosigkeit.

Der Schreibstil ist recht einfach, jedoch unglaublich spannend gehalten. Die einzelnen Kapitel umfassen oft nur wenige Seiten und der Autor switcht zwischen den Ereignissen vor dem Anschlag und der Gegenwart, in der das "Leben" im Bunker geschildert wird. Dieser Wechsel gilt nicht weniger der Aufklärung bestimmter Ereignisse und Beziehungen als auch der Spannungssteigerung, denn als das letzte Essen verbraucht ist, wissen alle, dass sie rausmüssen. Die kaum mehr vorhandenen  Kräfte und ausgezehrten Körper scheinen aber nicht ganz auszureichen, die schwere Eisenschutztür zu öffnen. Erst recht nicht, wenn darauf noch etwas (oder jemand) Schweres liegt.

Ich würde dieses Buch uneingeschränkt Jedem empfehlen! Auf das, dass man die Freiheit und den Frieden zu schätzen weiß, denn Atomkrieg und Bomben sind noch lange kein abgeschlossenes Kapitel der Menschheitsgeschichte.

Ohne lange zu überlegen vergebe ich für dieses Buch 5 von 5 Sternen.

     Details zum Buch:
~ Ravensburger Buchverlag
~ ISBN 978-3-473-40081-2
~ Preis: (D) 14,99€ (A) 15,50€ (Hardcover)
~ Erscheinungsdatum: 01.06.2012
~ 240 Seiten

Montag, 16. Juli 2012

[Rezension] Sterbenswort- von Siegfried Langer




Juhe! Endlich stand seit laaaanger laaanger Zeit endlich mal wieder ein Thriller auf meiner Bücherliste. Es handelt sich dabei um das Buch "Sterbenswort" von Siegfried Langer, der mir bereits durch sein vorheriges Werk "Vater, Mutter,Tod" aufgefallen ist. Da wollte ich dieses Buch mir nun wirklich nicht entgehen lassen und mal in Herr Langers Thrillerkünste reinschnuppern... und sie sind nicht zu verachten!

Bereits am Anfang, durch die Entführung eines kleinen Kindes namens Mia, fängt den Leser sofort das Feuer. Auch im nächsten Kapitel geht es nicht anders weiter... Heinrich, Thomas, Amelie und Kathrin, Freunde und Bewohner einer eigenen WG stützen den anscheinend bewusstlosen Erik, auch ein sehr guter Freund von ihnen, die Straße entlang. Ziel ist die Warschauer Brücke über einen Ostbahnhof. Der Autor lässt die Katze dabei ziemlich schnell aus dem Sack und offenbart, dass der gute Erik weder ziemlich betrunken noch bewusstlos, sondern tot ist und die Freunde sich offensichtlich seiner entledigen wollen, denn bis auf Amelie, die Freundin von Erik, scheinen alle ziemlich kühl und gefasst zu wirken. Die Tat wird kurzerhand vollzogen und Erik landet vor einem Regionalexpress. Da es ziemlich schneit und windet, bekommt keiner diese blutige Tat mit. Nun glauben alle, sich dieser Sache entzogen zu haben, doch es ist nur allzu gut bekannt, dass jeder irgendwann einmal seine gerechte Strafe in diesem Leben erhält... .

In den nächsten Kapiteln werden die Täter nach und nach vorgestellt. Eine geräumige Zeit ist seit dem blutigen Winterabend vergangen und fast jeder der ehemaligen WG Freunde hat seinen Platz im Leben gefunden. Kathrin Voss führt gemeinsam mit einem Kollegen eine flurierende Arztpraxis und hat eine vierjährige Tochter namens Mia (BAM! Bogen zum Anfang geschlagen... Mia wird irgendwann Ärger kriegen...). Mit dem Vater des Kindes lebt Kathrin in Trennung, die beiden scheinen sich jedoch sehr gut zu verstehen. Für Kathrin läuft zu diesem Zeitpunkt einfach alles perfekt bis nach und nach sehr komische Gegebenheiten in ihr Leben treten... Gegenstände scheinen sich in ihrer Wohnung von allein zu verlagern, was die Mutter zunächst auf die Verspieltheit ihres kleinen Mädchens schiebt, doch als ihre Cremedose auf dem Schrank landet, zu dem sie selbst kaum hochkommt, packt die Ärztin der Angstschweiss... .

Der Zweite aus dem Bund, Heinrich, steht kurz davor die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen. Er hat erfolgreich sein Jura Studium beendet, hat viel Geld und eine junge, hübsche Frau namens Nina. Auch für ihn kann es nicht besser laufen... bis zu dem Zeitpunkt, als er beim täglichen E-Mails Checken auf einmal dubiose Nachrichten in seinem Postfach findet... als Absender steht der damals von einer Brücke geworfene Erik Stein... .

Die Dritte aus dem Bunde, Amelie Stutzkreis, scheint sich aber ihres Lebens nicht ganz zu freuen. Studium geschmissen, Leben verlebt und nun als Pflegerin in einem Seniorenheim tätig, erscheint die Freundin des verstorbenen Erik als ruhig und zurückhaltend. Desto mehr erschrickt sie, als die Zeichen auch sie einholen... auf einmal sieht sie einen Mann mit Basecape und einem beigefarbenen Trenchcoat, der haargenau der Kleidung ihres Freundes gleicht... .
Thomas wird im Laufe des Buches eher sporadisch angesprochen. Er ist von zu Hause verschwunden und scheint ein Obdachlosenleben zu führen. Offensichtlich ist auch er nicht ganz über den Vorfall hinweg und schafft es nicht, sich aufzuraffen und ein ordentliches Leben zu führen.

Die Ereignisse spitzen sich zu. Der eindeutig von der Polizei und den Eltern indentifizierte Tote taucht immer öfter auf und vergreift sich schließlich auch an der Tochter von Kathrin. Auch auf die junge Frau von Heinrich hat es der Rache wollende Verstorbene offenbar abgesehen und so raffen sich drei der vier "Täter" zusammen, um der Sache nachzugehen. Dabei zeichnet der Autor im Wechselspiel zwischen Damals, Neulich und Heute die Ereignisse vor Eriks Tod, kurz nach seinem Tod und natürlich auch die der Gegenwart munitös auf. Schnell wird klar, wie Amelies Freund zu Tode kam und wie es nach außen getragen worden ist. Eine ganze Palette merkwürdiger Geschehnisse werden dem Leser präsentiert und zeigen mal wieder, dass nichts so ist wie es scheint.

Der Ausgang und die Art, wie Erik zu Tode kam, waren für mich sehr überraschend. Man merkt ganz deutlich, dass der Autor sich wirklich Gedanken gemacht hat und eine unglaublich komplexe Geschichte mit einigen Verwobenheiten dabei herauskam. Man weiß bis fast zum Schluss gar nichts über die Echtheit des Toten und wie er sich rächen will. Der Schluss bzw. die Aufklärung der Geschichte wurde im Großen und Ganzen nicht zu kurz und nicht zu lang gehalten, sprich, man fühlte sich überhaupt nicht überrumpelt und überrascht, als man die letzte Seite des Buches umschlug.

Über die gesamte Geschichte hinweg fiebert man unglaublich mit und ich würde auch niemanden empfehlen, dieses Buch vor dem Einschlafen zu lesen... wirklich nicht. Die Handlung an sich ist zwar unerwartet unblutig, jedoch entwickelt man durch die Schreibkünste des Herrn Langer nach und nach selber eine derartige Paranoidität, dass man selbst wieder an das Auferstehen der Toten glaubt. Die recht einfach gehaltene Schreibstil des Buches geschmückt mit stellenweise unglaublicher Symbolik fördert des Lesefluss und die Seiten schlagen wie von Geisterhand um. Schnell die Decke über den Kopf ziehen!

Für diese Spannung, dieses Zittern und Bangen vergebe ich fünf von fünf Sternen.

    Details zum Buch:
~ List Taschenbuch Verlag
~ ISBN 978-3-548-61091-7
~ Preis: (D) 8,99€ (A) 9,30 € (Taschenbuch)
~ Erscheinungsdatum: 01.07.2012
~ 329 Seiten



Freitag, 13. Juli 2012

[Rezension] Für alle Ewigkeit- von Melissa Marr







Vor Kurzem habe ich den zweiten Teil der Serie beendet und irgendwie zog es mich dahin, den dritten Band anzufangen, ergriffen von der Spannung und der Neugier, wie es denn mit Ashley und Co. weitergeht. Mit doch etwas mäßigem Ausgang... .

Im Gegensatz zum Band 2, wo Ashleys Freundlin Leslie den Mittelpunkt bildet, kehrt im Band 3 die Autorin wieder die Aufmerksamkeit auf die junge Sommerkönigin Ashlyn, die sich im Zwist (oder eher in einer klassischen Dreiecksbeziehung) mit ihrem König Keenan und ihrem sterblichen Geliebten Seth befindet.

Es ist um die Sommersonnenwende, der Sommerhof ist stärker geworden, alles blüht und freut sich... außer Ashlyn. Denn sie bemerkt, dass sie sich in letzter Zeit zu ihrem König Keenan stark hingezogen fühlt, was nur natürlich sein kann, so die Autorin. Keenan und Ashley sind nämlich eigentlich dazu bestimmt, zusammen zu sein und sich zu lieben, denn nur so kann der Sommerhof noch an Stärke gewinnen und seine volle Blüte entfalten. Jedoch möchte die Sommerkönigin nicht das Bett mit ihrem König teilen, denn ihr Freund ist ja der sterbliche Seth, der mittlerweile bei drei von vier Höfen ein- und ausgeht. Auch an ihm zerrt die "Beziehung" zwischen seiner Freundin und dem Sommerkönig, sowie der einfache Gedanke, sterblich zu sein und Ashlyn irgendwann Keenan überlassen zu müssen, der nur darauf wartet, dass Seth vergeht, um um Ashlyn zu werben.

Im Laufe des Buches merkt man, dass der sterbliche Liebhaber der Sommerkönigin extrem gute Beziehungen zu dem neuen König der Finsternis, Niall, hat. Deswegen wird Seth einfach mal so unter den Schutz des schwarzen Hofes gestellt und auch so spielt Niall einen ziemlich guten Bodyguard. Fand ich jetzt persönlich ziemlich niedlich gemacht, denn der Hof passt extrem zu Seth, und Nialls Zuneigungsbekundungen,  wie er sie wohl einst dem ehemaligen König Irial entgegenbrachte, taten ihr Übriges. Jedoch möchte der gute Seth ja eigentlich gar nicht beschützt werden, er hat es satt, schwach und menschlich zu sein und erfährt kurzerhand von seinem treuen Freund Niall, wie er sich denn seine ersehnte Unsterblichkeit und das Elfendasein erwerben kann. Stichwort ist Sorcha, die Königin des Lichterhofes. Sie ist die Einzige, die Seth den Wunsch erfüllen kann, ewig zu leben und endlich ein Elf zu sein. Woraufhin Bananach, die kriegerische und blutrünstige Schwester von Sorcha, den Sterblichen den Weg zu dem Hof des Lichtes weist. Da die Kriegselfe die ganze Zeit nur blutige Pläne schmiedet, ist es anfangs verwunderlich, weshalb sie Seth und damit auch der Sommerkönigin diesen Gefallen tut, jedoch erweist sich ihr Plan nicht als ganz so dumm wie anfangs gedacht, denn die Lichtkönigin entwickelt recht schnell sehr ungewöhnliche Gefühle für ihren sterblichen Gast... .

Nebenebei spinnen sich die Intrigen weiter. Keenan, der ja eigentlich besessen von Ashlyn ist, die ihn jedoch ständig und immer mit den gleichen Worten zurückweist, pflegt noch eine Liebschaft mit Donia, der neuen Winterkönigin. Nachdem Beira, die böse Königin des Winterhofes, im Band 1 vernichtet wurde, regiert Donia nun den Winterhof. Auch hier ist es eine Hin-und-Her- Beziehung... Donia liebt Keenan, lässt ihn aber nur schwerlich ran, denn eigentlich passt ja Sommer und Winter nicht zusammen und die beiden verletzen und verbrennen sich gegenseitig. Allerdings spielt da noch eine andere Tatsache eine sehr große Rolle. Keenan scheint die Beziehung zu Donia als eine Art Trost zu sehen, solange Ashlyn noch ihren Seth hat. Wenn Seth jedoch gestorben ist, würde Keenan sich natürlich sofort um Ashlyn scharren und Donia wäre dann uninteressant. Diese Umstände bleiben der Winterkönigin nicht verborgen und so hegt sie immer weniger Sympathie für Keenan und vorallem für die Unruhestifterin Ashlyn.

Die Geschichte zieht sich diesmal etwas hin. Man verliert wirklich stellenweise das Interesse an Ashlyn und ihren pubertären "Ich will aber" - Ausbrüchen, diesen Hin-und-Her Beziehungen, immer wieder derselbe Kram und Streit. Keenan ist mir nach dem Band schon fast vollkommen unsympathisch, Ashlyn hat mich stellenweise nurnoch genervt (man sollte schon wissen, was man will). Also empfand ich Seths Reise an den Hof des Lichtes doch als erfrischend und unterhaltend. Es war etwas Neues, Erfrischendes und die Berichte, wie es an diesem Hof zugeht, haben mich wirklich ziemlich interessiert, da der Lichthof hier seinen ersten prägnanten Auftritt hatte. Außerdem ist Sorcha in ihrem Schein und Sein doch sehr sympathisch gezeichnet und gefällt mir um Einiges besser als die nervige Ashlyn und die doch genauso unentschlossene Donia.
Das Ende kam ziemlich schnell und unerwartet, ich hätte mir wirklich etwas mehr davon gewünscht, als innerhalb von 15 Seiten dieses Buch abzuschließen. Man darf also weiterhin gespannt sein, wie das Band 4 sich macht. Persönlich ist der dritte Band für mich der Tiefpunkt, was die Geschichte angeht. Leider.

Summa summarum vergebe ich für dieses Buch nach alldem Hin-und-Her *g* zwei von fünf Sternen.

   Details zum Buch:
~ CARLSEN Verlag
~ ISBN 978-3-551-58170-9
~ Preis: 17,90 € (Hardcover)
~ Erscheinungsdatum: 01.06.2010
~ 395 Seiten


 

Freitag, 6. Juli 2012

[Rezension] Plötzlich Shakespeare - von David Safier






Na da... hatte ich doch tatsächlich wieder ein Buch von David Safier in meinen Händen. Nachdem ich mich so herrlich über "Jesus liebt mich" beoimelt habe, wurde es nach der Pause wieder Zeit für Safierschen Humor. Natürlich habe ich es wieder nicht bereut :-)

Völlig angetan von der Idee, dass eine Frau und der berühmteste Dichter der Welt sich einen Körper teilen, begann ich zu lesen. Und sehr herzlich zu lachen.

Rosa ist der Stereotyp Frau von Bridget Jones... ja genau die hatte ich die ganze Zeit im Kopf, als Rosa mir vorgestellt wurde. Sie ist vollkommen unzufrieden mit ihrer Arbeit, ihrem Körper und insgesamt mit ihrem Leben. Kein Selbstbewusstsein, kein Partner, nur Ramazotti und ihr schwuler bester Freund namens Holgi. Immernoch verliebt in ihren Exfreund Jan, dem sie übrigens selbst fremdgeknutscht hat, begibt sich Rosa auf den "Ich-will-dich-wiederhaben"-Trip und bemerkt nach und nach, dass die schöne Neue von ihrem Jan nicht nur hinsichtlich ihrer mangelnden Orangenhaut viel besser als Rosa selbst ist und dass man, im Anraten ihres schwulen besten Freunds, doch auch mal Sex ohne Liebe haben kann und einen One-Night-Stand durchaus wagen sollte.

Mit ihrem potentiellen One-Night-Stand Opfer trifft sich Rosa auch bald darauf zu einem abendlichen Ausflug, welcher irgendwie in einem Zirkuszelt bei der Vorführung eines komischen (und natürlich total nicht ernstzunehmenden!) Zauberers Prospero endet, der Leute hypnotisiert um sie dann in die Vergangenheit zu beamen, wonach derjenige dann gestärkt und selbstbewusst erwacht. Neugierig wie die Dame ist, schleicht sich Rosa nach der Vorstellung zum Lager von Prospero, um dann enttäuscht festzustellen, dass derjenige seine "zufälligen" Zuschauer bezahlt. Worauf sie aber schließlich selbst auf einmal auf Prosperos Sessel landet und mit ihrem Blick seinem Pendel folgen soll.... und alles geht ganz schnell...

Erwachen tut Rosa daraufhin in einem Körper, der ulkige Strumpfhosen und eine Halskrause trägt, unglaublich viel Körperbehaarung aufweist und eine komische Wölbung im Schritt hat. Dessen noch nicht genug, muss sie bald feststellen, dass sie sich im Körper von keinem Geringeren als William Shakespeare befindet und dieser auch noch im Geiste mit ihr kommunizieren kann. Das Abenteuer beginnt aber, als "Rosa" irgendwelche Männer mit Schwert umbringen wollen, weil ihr zweites Ich mit der Frau ihres Befehlshabers genächtigt hat... und auch sonst wird Shakespeare auch nicht als Kostverächter und Moralapostel dargestellt, was wirklich ziemlich zu seinem Schaffen im Gegenzug steht *lach*

Da das damalige England sich in einem Zwist mit Spanien befindet und die Königin Elisabeth nur darauf wartet, dass der Earl of Essex endlich die Armee gegen Irland anführt, welcher sich aber hoffnungslos in die ihn zurückweisende Gräfin Maria verliebt hat und deswegen nur an der Flasche hängt, muss Rosa aka Shakespeare ihre Dichtkünste beweisen und Maria von Earl überzeugen, sodass dieser, von Liebeskummer befreit, endlich in der Lage ist, seinen Job zu erledigen. Natürlich stehen dem noch einige Dinge im Weg... spanische Spione, die "Rosas" Adamsapfel mit scharfem Messer kitzeln, heißblütige Verehrerinnen, von denen ihr Shakespeare-Geist sehr angetan ist und die daraus folgenden Auseinandersetzungen mit dem Dramaturgen in seiner Midlife Crisis... und schließlich auch Rosas Gefühle selbst, denn überraschenderweise sieht der englische Earl ihrem Exfreund Jan nur zu ähnlich... und die Gräfin Maria seiner aktuellen Neuen noch ähnlicher... :)

Ich habe bei dem Buch wirklich Tränen gelacht. David Safier wie er leibt und schreibt *g* Die Geschichte entwickelt sich mit jedem Kapitel, sie wird spannender und mit jeder Zeile nurnoch amüsanter, denn man kann echt nicht erahnen wie sich die moderne Frau im England des 16ten Jahrhunderts (und dazu noch im Körper eines Mannes) anstellen kann...
Natürlich trägt die gesamte Geschichte noch einen belehrenden Kern. Rosa soll mit Hilfe dieses Ausfluges herausfinden, was die wahre Liebe ist, denn nur so kann sie in ihrem zukünftigen Leben glücklich werden. Dies passiert dann auch, aber auf einem unglaublich lustigen und gleichzeitig auch berührenden Weg.

Die Tatsache, dass ich mein Augenmake- up aufgrund von zu vielen Lachtränen ständig korrigieren musste, spricht vollends dafür, diesem Buch fünf von fünf Sternen zu verleihen.

  Details zum Buch:
~ Kindler Verlag
~ ISBN 978-3-463-40553-7
~ Preis: 10,00€ (Amazon)
~ Erscheinungsdatum: 12.03.2010
~ 315 Seiten

Donnerstag, 5. Juli 2012

[Rezension] Die Mechanik des Herzens - von Mathias Malzieu






Dieses Büchlein habe ich vor Kurzem nur per Zufall entdeckt und mich sofort allein nur in das Cover verliebt. Als ich den Klappentext dazu las und so manche Bewertungen, dachte ich mir... DAS Buch musst du unbedingt mal lesen! Und so geschah es dann auch.

Jack, der Hauptprotagonist, wird in der kältesten Nacht von Edinburgh geboren. Er ist nicht nur deswegen ein ganz besonderer Junge. Bei der Geburt will sein Herz nicht so richtig und man denkt, dass der Gute schon in den nächsten zehn Seiten von uns geht ( was sich seine Mutter, eine Prostituierte, die Jack so gar nicht geplant hat, sicherlich gewünscht hat). Jedoch kommt Jack bei Madeleine, einer verrückten Frau und Bastlerin, die Menschen repariert, zur Welt. Da Jack unbedingt weiterleben soll, verpflanzt Madeleine ihm eine Kuckucksuhr, welche sein kleines und schwaches Herz antreiben soll. Die Operation gelingt und Jack überlebt.

Mit seiner Besonderheit wird der Junge aber immer zu kämpfen haben, dies verdeutlicht der Autor schon bereits am Anfang. Da Madeleine oft Kinder von Huren aufnimmt, kommen in gleichen Abständen reiche Leute, die selbst keine Kinder bekommen können, zu ihr und schauen sich die Kleinen an. Jack erntet dabei jedoch entweder Ignoranz oder Entsetzen, denn niemand will den Jungen, der ständig tickende Geräusche macht, haben. Schließlich nimmt sich Madeleine seiner ganz an und kümmert sich um ihn wie um ihr eigenes Kind.

Doch die Uhr in Jacks Brust hat nicht nur hinsichtlich ihres Aussehens und der Geräusche Nachteile. Madeleine warnt Jack davor, sich zu verlieben und in Gefühlschaos auszubrechen, denn dann würde sein schwaches Herz stehen bleiben. Jack ist es also untersagt, starke Gefühle zu empfinden, da sein Herzchen für diese offensichtlich zu schwach ist. Madeleine kümmert sich also wirklich sehr darum, Jack von der Außenwelt abzuschirmen, um ihm jegliche Enttäuschungen und Schmerzen zu ersparen.
Jedoch dauert die Ruhe nicht lange an, denn Jack verliebt sich und zwar in die wunderschöne andalusische Flamencotänzerin Acacia, die er zufällig beim Tanzen auf der Straße erblickt. Mit ihrer Anmutigkeit und gleichzeitiger Sehschwäche erscheint sie dem Jungen so besonders, dass er seinen Gefühlen erliegt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Leser erlebt dabei mit Madeleine gemeinsam den Schock... eindrucksvoll und realitätsnah.

Ab dann ist Jack von der Vorstellung mit diesem Mädchen zusammen zu sein einfach besessen. Selbst als das Mädchen plötzlich verschwindet, macht sich Jack auf die Suche nach ihr und begegnet dabei freundlichen und unfreundlichen Gestalten, die seine Uhr auf eine große Probe stellen. Jack hingegen ist bereit für seine Liebe zu kämpfen und würde sich für Acacia sogar das Herz herausreißen, wortwörtlich. Doch weiß das Mädchen dies auch zu würdigen? Findet es doch selbst heraus...

Das Ende des Büchleins hat mich unglaublich traurig gemacht... so eine wunderschöne Geschichte...und doch so ein bitterer Ausgang. Ich hatte bei der gesamten Rezeption die Vorstellung, dass es sehr wohl der nächste Tim Burton Film werden könnte, so dunkelromantisch erschien mir das Ganze. Herr Malzieu ist unglaublich talentiert in der symbolhaften und metaphorischen Beschreibung, ohne, dass die Geschichte zu kitschig und blumig erscheint. Natürlich ist die Idee an sich... mit der Uhr im Herzen... einer Frau, die Menschen flickt...die gesamte Atmosphäre... sehr besonders und man hat mit den knapp 200 Seiten ein zwar ziemlich kurzes, jedoch unglaublich bittersüßes Lesevergnügen. Kämpfe für deine Träume, kleiner Jack, egal, wie es nun mit dir weitergeht!

Für dieses Buch vergebe ich vier von fünf Sternen.

  Details zum Buch:
~ carl's books Verlag
~ ISBN 978-3-570-58508-5
~ Preis: 12,99 €
~ Erscheinungsdatum: 01.06.2012
~ 188 Seiten



Mittwoch, 4. Juli 2012

[Rezension] Gegen die Finsternis - von Melissa Marr







Nach langer langer Pause habe ich mich entschlossen, endlich wieder mit der Sommerlicht-Reihe weiterzumachen. Und ich habe es wieder nicht bereut.

Nach dem doch ziemlich genialen Auftakt in "Gegen das Sommerlicht" dreht sich der zweite Band der Saga nicht mehr um die mittlerweile Sommerkönigin Ashley, sondern um ihre sehr gute Freundin Leslie, die bereits auch ein paar "Auftritte" im ersten Band hatte.
Leslie ist dann auch wirklich ein ganz normales und sterbliches Mädchen ohne besondere Fähigkeiten. Das Leben hat ihr ziemlich mitgespielt, denn ihre Mutter ist abgehauen, der Vater hält sich fast nurnoch außerhalb des Hauses in Spielotheken auf und ihr Bruder Ren ist ein drogenabhängiges Arschloch (man kann es wirklich nicht anders ausdrücken!). Als dieser dann auch noch zulässt, dass Leslie von seinen Drogenkumpels vergwaltigt wird, platzt dem Leser (also mir zumindest) der Kragen.
Demnach ist es natürlich zu verständlich, dass Leslie ein gebrochenes Mädchen ist, welches sich nebenbei noch um den Haushalt und die Rechnungen der zerbrochenen Familie kümmern muss. Ganz gelegen kommt ihr dabei ein neuer Wunsch, welcher für sie Freiheit und Selbstverwirklichung bedeutet. Ein Ausbruch aus ihrem schwarzen Loch, ein Zeichen für die Beherrschung ihres eigenen Körpers. Leslie wünscht sich ein Tattoo und dieses entpuppt sich nicht nur als irgendein Körperschmuck, denn Leslie ist auf einmal von einem ganz bestimmten Motiv besessen.

Nebenbei wird die kleine Sterbliche besonders von zwei merkwürdigen Gestalten beobachtet. Niall, oft als Cancanagh bezeichnet, der als eine Art Onkel des jungen Sommerkönigs Keenan agiert und natürlich auch unglaublich gutaussehend ist *g* und Irial, der König der Finsternis, welcher in diesem Band seinen ersten Auftritt hat und nicht weniger schön ist. Fan Service im höchsten Maße, Frau Marr. Gefällt mir!
Beide Männer hegen Interesse an Leslie. Niall als Beschützer im Auftrag der Sommerkönigin und Irial, der das Menschenmädchen dazu benutzen möchte, um seinen Hof der Finsternis aus der emotionalen Flaute zu holen. Beide Männer werden im Laufe des Buches ihrer wahren Gefühle für dieses Mädchen bewusst, welche es aber sind und wie sie zusammenhängen, verrate ich natürlich nicht.

Leslies Tattoowunsch entpuppt sich aber bald als eine unglaubliche Last. Der Tattoowierer, liebevoll Rabbit oder Bunny genannt, steht überraschenderweise in Kontakt mit Irial und soll Leslie das Tattoo stechen. Statt Tinte wird aber das Blut des Fürsten der Finsternis verwendet, sodass beide, Leslie und Irial, nun eine Verbindung miteinander haben. Für Sterbliche ist diese eine enorme Belastung, da sie nun Dinge sehen, Gefühle fühlen und sich so verhalten, wie sie es nie tun würden und eigentlich auf Dauer auch kaputtgehen. Denn Leslie soll über dieses Tattoo Gefühle für den Hof der Finsternis "sammeln", mit welchen Irial und seine Hofgenossen dann ernährt werden. Leslie selbst stumpft aber ab und kann so keine Gefühle mehr dauerhaft realisiren und empfinden. Gleichzeitig fesselt Irial das Mädchen aufgrund von Zauber und Verlangen unwiderbringlich an sich, was Niall überraschenderweise überhaupt nicht gefällt. =)

Alles in allem eine ziemlich wunderschöne Story mit einer sehr interessanten Idee und Umsetzung. Melissa Marr hat auch hier keine Mühe gescheut und ganz ganz viele verschiedene Geschöpfe der Fantasie auflaufen lassen und in ihrer Beschreibung perfektioniert. Der Schreibstil bleibt aber ziemlich einfach und leicht leserlich. Der Schluss der Geschichte ist diesmal ziemlich überraschend im Vergleich zu Band Eins. Wird sich Leslie von ihrem Tattoofluch losmachen können? Werden sie und Niall zusammenkommen? Wie reagiert die Sommerkönigin darauf? Viele, viele Fragen, die man im Buch beantwortet kriegt, jedoch ist nichts vorhersehbar :)

Für den zweiten Band der Sommerlicht-Reihe vergebe ich diesmal einen Stern weniger, da für mich die Geschichte leider doch stellenweise etwas zu kitschig war und mit etwas weniger Elfenhaftem auftrumpfte. Jedoch habe ich jedes Kapitel sehr gern gelesen und die Entwicklung als durchaus spannend befunden.
Deswegen gibts für diese Geschichte 3 von 5 Sternen.

 Details zum Buch:
~ CARLSEN Verlag
~ ISBN 978-3-551-35809-7
~ Preis: 8,95 (D), 9,20 (A) Achtung: Taschenbuchpreise!
~ Erscheinungsdatum: 20.05.2010
~ 330 Seiten