Dienstag, 17. Juli 2012

[Rezension] Über uns Stille - von Morton Rhue







Ein neues Buch von Morton Rhue...der mir bis dahin nur aus dem Schuluntericht durch "Die Welle" bekannt worden ist. Leider habe ich ihn nach der Pflichtlektüre aus den Augen verloren... und vor Kurzem durch eine Leserunde neuentdeckt. Ich bereue nichts!

Herr Rhue ist durchaus als ein Autor von sehr ernsten Büchern für Jugendliche und junge Erwachsene anzusehen. Auch bei diesem Werk handelt es sich um ein sehr beklemmendes und ernstes Thema... nämlich den Atomkrieg mit all seiner Zerstörung und Brutalität.

Wir befinden uns im Jahre 1962. Es ist die Zeit der Kubakrise und der Konflikt zwischen USA und Russland erreicht langsam seinen Höhepunkt. Die Menschen, Nachrichten und Zeitungen zerreißen sich die Mäuler über das Ende der Welt, den Krieg und die Endzeitstimmung. So lernt der Leser eine vierköpfige Familie kennen... Scott, ein sehr reifer junger Bursch, sein jüngerer Bruder Edward, der aber von allen als Sparky bezeichnet wird und Vater mit Mutter. Noch scheint an der Familie nichts Ungewöhnliches zu sein, bis eines Tages schwarze Bauarbeiter im Garten anfangen, ein tiefes Loch auszuheben. Die Kinder freuen sich zuerst auf einen Swimmingpool, doch dieses Loch entpuppt sich dann als ein zukünftiger Atombunker, der im Auftrag von Scotts Vater errichtet wird.
Halb geschockt, halb realistisch betrachten die Kinder diese Schutzmaßnahme ihres Vaters, worauf ihre Mutter eher bitter reagiert. Sie möchte nicht, dass die Kinder in diese Thematik reingezogen werden und überängstlich werden. Ihre Einstellung entpuppt sich aber dann als unnötig, denn überall in der Schule und im Freundeskreis werden die beiden Brüder mit dem Krieg und der Atombombe der Kommunisten konfrontiert. Das geht sogar so weit, dass die Jungs ihre Lausbubereien, wie das Stehlen eines Kuchens aus dem Gefrierfach des Nachbarns, so rechtfertigen, dass es doch jederzeit vorbei sein kann und man hätte dann etwas verpasst... wie z.B. den leckeren Kuchen!
Schon bald gerät die Familie in den Kreis des Spottes. Die Nachbarn Shaw und McGovern halten die Maßnahmen von Scotts Vater für unnütz und lächerlich, die Mutter erntet beim Einkaufen spottende und verachtende Blicke. Doch nicht lange... .

Plötzlich heulen Sirenen mitten in der Nacht und Scott wird von seinem Vater unsaft mit den Worten "Wir werden angegriffen!" geweckt. Chaos bricht aus. Die Familie versucht so schnell es geht in den Bunker zu kommen. Als sie daraufhin davorstehen, tauchen auf einmal die Nachbarn auf und wollen mit hinein, obwohl es drin nur Platz für wenige Menschen gibt. Beim hektischen Herunterklettern fällt die Mutter von Scott sehr unglücklich hin und es bleibt offen, ob sie das überhaupt überlebt. Trotz der Versuche des Vaters die schwere Eisentür zuzuziehen, kommen einige der Nachbarn, die ihn zuvor verspottet haben, hinein. Mr und Mrs Shaw und ihr Sohn Ronnie, der der beste Freund von Scott ist und Mr McGovern und seine Tochter Paula, von der Scott auch heimlich schwärmt. Der Rest von McGovernscher Familie schafft es nicht... Mrs McGovern und der in einem Rollstuhl sitzendende Sohn Teddy. Ihr Schreien besiegelt den lauten Knall, der kurz darauf folgt. Dann ist es still... .

Bereits am Anfang ist es ersichtlich, dass alles irgendwo nicht gut gehen kann. Scotts Mutter gibt keine Lebenszeichen von sich, die Luft ist stickig, die Vorräte nur für vier Personen berechnet und der Wassertank mag auch nicht so richtig seiner Aufgabe gerecht werden. Es beginnt ein Kampf ums Überleben gezeichnet von zwischenmenschlichen Spannungen, Hunger, Durst, stickiger Luft, mangelnder Hygiene und beißendem Uringeruch. Begleitet von der Zeitlosigkeit.

Der Schreibstil ist recht einfach, jedoch unglaublich spannend gehalten. Die einzelnen Kapitel umfassen oft nur wenige Seiten und der Autor switcht zwischen den Ereignissen vor dem Anschlag und der Gegenwart, in der das "Leben" im Bunker geschildert wird. Dieser Wechsel gilt nicht weniger der Aufklärung bestimmter Ereignisse und Beziehungen als auch der Spannungssteigerung, denn als das letzte Essen verbraucht ist, wissen alle, dass sie rausmüssen. Die kaum mehr vorhandenen  Kräfte und ausgezehrten Körper scheinen aber nicht ganz auszureichen, die schwere Eisenschutztür zu öffnen. Erst recht nicht, wenn darauf noch etwas (oder jemand) Schweres liegt.

Ich würde dieses Buch uneingeschränkt Jedem empfehlen! Auf das, dass man die Freiheit und den Frieden zu schätzen weiß, denn Atomkrieg und Bomben sind noch lange kein abgeschlossenes Kapitel der Menschheitsgeschichte.

Ohne lange zu überlegen vergebe ich für dieses Buch 5 von 5 Sternen.

     Details zum Buch:
~ Ravensburger Buchverlag
~ ISBN 978-3-473-40081-2
~ Preis: (D) 14,99€ (A) 15,50€ (Hardcover)
~ Erscheinungsdatum: 01.06.2012
~ 240 Seiten

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