Freitag, 29. März 2013

[Rezension] Fürstin der Bettler - von Peter Dempf






Ein unglaublicher Skandal im mittelalterlichen Augsburg... und die Apothekerswitwe Hannah ist ihm auf der Spur... .
Nichts kann das Leben von Hannah scheinbar trüben. Sie ist glücklich verheiratet mit dem Apotheker Jakob und beide sind wohlhabend und haben eine wunderbare Tochter namens Gera. Doch eines Nachts hört Hannah merkwürdige Geräusche im Haus und daraufhin riecht es verbrannt. Kein Zweifel, irgendjemand muss das Haus angezündet haben und als Hannah endlich aus dem Bett springt, ist es schon fast zu spät. Die Flammen fressen sich durchs gemeinsame Hab und Gut und die Frau hat nur noch eins im Sinn... ihre Tochter retten. Doch diese befindet sich nicht in ihrem Bett!
Hannah überlebt die Nacht nur knapp. Versengt und verbrannt stolpert sie über die Ruinen ihres gemeinsamen Glücks und wird kurzerhand auffällig. Anscheinend gefiel es jemandem nicht, dass sie überlebt hat und man lässt sie in die Hexenlöcher, ein unmenschliches Gefängnis, schmeißen. Durch die List eines Wächters wird sie nicht ertränkt, sondern kann entkommen und muss nun als die Bettlerin Röttel ihr Dasein fristen. Bald macht Hannah die Erfahrung, dass sie von oben nach ganz unten abgestiegen ist und muss die Regeln, die Willkür und die Gewalt der Strasse lernen und erdulden. Getrieben von nichts als nur dem Ziel ihre verschwundene Tochter Gera zu finden, erfährt Hannah, dass die Überbleibsel von ihrem Haus aufgekauft wurden und das Anwesen ausgebaut und hergerichtet wird. Wer hat Interesse an ihrem Haus? Und wer sind diese seltsamen Männer, die sich bewegende Säcke an den Torwachen vorbeischmuggeln? Lebende Ware... ?!

Ein sehr gut geschriebener und spanneder historischer Roman. Die Schreibweise ist erzählend und locker, steigert sich aber in den richtigen Momenten und der Autor hat auch definitiv Begabung darin, die Gefühle und Ängte einer Mutter darzustellen. Ich konnte mich unglaublich gut in Hannah hineinversetzen. Außerdem gibt der Roman sehr viele Infos über das damalige Augsburg und die Hierarchie und Lebensweise der Bettler. Die Intrigen und Fehden würzen die Geschichte noch mehr. Ein rundum gelungenes Buch!

Ich vergebe für diesen Roman vier von fünf Sternen.

Montag, 25. März 2013

[Rezension] Der Märchenerzähler - von Antonia Michaelis






Ein sehr ungewöhnliches, schreckhaftes wie schönes Jugendbuch... völlig ohne Tabus. Ich war geschockt wie verzaubert.
Anna, eine 17jährige, die kurz vor ihrem Abitur steht, findet eines Tages eine alte Stoffpuppe unter einem Sofa im Kursraum. Sie scheint niemanden zu gehören, bis sich Tannatek zu Wort meldet. Bei allen gefürchtet und bekannt als der "polnische Kurzwarenhändler", der in jeder Pause am Fahrradständer mit Drogen dealt. Die Puppe gehört seiner kleinen Schwester Micha. Widerwillig gibt Anna ihm die Puppe heraus und ab dann ist sie fasziniert von diesem blonden, jungen Mann, der in einer anderen Welt zu leben scheint. Als sie ihm nachspioniert, weil sie nicht glaubt, dass er eine kleine Schwester hat, entdeckt sie eine neue und wunderschöne Welt. Denn so verschwiegen und eiskalt Tannatek, mit Vornamen Abel, auch ist, umso schöner sind seine Märchen und Geschichten, die er seiner kleinen Schwester Micha erzählt. Bald kann Anna ohne die beiden nicht mehr sein und verfolgt mit Spannung den Fortlauf des Märchens, das Abel erzählt. Doch irgendetwas stimmt da nicht... die Märchenfiguren ähneln realen Menschen, die Anna kennt... und der Fortlauf des Märchens zeigt sich bald als erschreckend real... mehr Realität als Anna je lieb war.

Eine sehr fesselnde, sowie verzaubernde und auch schockierende Geschichte, die nicht bei jedem Anklang findet und wo sich sicherlich nicht jeder Leser wohlfühlt. Schonungslos ehrlich zwischen den Märchenpassagen, ergreifend herzlich und am Ende umso trauriger. Dieses Buch würde ich nicht jedem empfehlen, vor allem nicht sehr gefühlvollen und zartbesaiteten Menschen, aber die Geschichte ist definitiv wert gelesen zu werden! Es war eine "andere" Leseerfahrung, zumal ich mir das Buch vollkommen anders vorgestellt habe.

Für dieses Buch vergebe ich vier von fünf Sternen.

Freitag, 22. März 2013

[Rezension] Hannahs Briefe - von Ronaldo Wrobel







Definitiv ein Buch, welches lange nachwirkt, sehr lange. Und mehr erfüllt, als es verspricht!

Max Goldmann, aka Max Kutner lebt ein ruhiges und zurückgezogenes Leben im Rio de Janeiro. Aus dem Nazi-Deutschland entflohen, geht er nun einem Schuhmacherberuf in seiner eigenen kleinen Werkstatt nach und repariert seinen jüdischen Mitbürgern die Schuhe. Nichts kann sein zähflüssiges, vor sich hin fließendes Leben stören, so scheint es, bis er eines Tages von der Polizei geholt wird. Wichtiger Auftrag, ganz geheim. Im Polizeirevier erfährt er, dass er nun Briefe auf Jiddisch ins Portuguiesische übersetzen soll, der Zensur wegen und der Furcht wegen, dass Spione oder andere bösartige Juden etwas gegen den Staat planen.
Nun muss sich Max mit geplatzten Verlobungen, Krankheiten, Genesungswünschen und anderen Nichtigkeiten anderer Menschen herumschlagen, die meinen, dass sie dieses oder jenes ihrer Familie, Freunden und anderen mitteilen müssen. Doch da gibt es einen Briefverkehr zwischen zwei Frauen, der Max nicht loslässt. Hannah schreibt zarte und hochpoetische Briefe an ihre Schwester Guita, die ebenso von der schwesterlichen Liebe erfüllt ist. Anhand dieser Briefe versucht Max sich die geheimnisvolle, so von ihrer Schwester Guita hochgelobte Frau Hannah vorzustellen und verliebt sich eines Tages Hals über Kopf in seine Vorstellungen. Als er versucht Hannah zu finden, um seinem Drängen nach Wissen um ihr Aussehen, ihre Art, ihre Stimme und noch so vieles mehr, nachzukommen, steht sie eines Tages in seiner Werkstatt und möchte ihre Schuhe wieder abholen. Ab dieser Sekunde ist nichts mehr so wie es war, denn Hannah ist noch schöner, als Max sie sich je vorgestellt hat und er läuft schneller in Verwicklungen hinein, als es ihm lieb ist. Denn schöne Frauen haben meist auch Schattenseiten... .

Ein sehr bewegendes, spannendes, aufklärendes und aufwühlendes Buch. Von Kapitel zu Kapitel steigert sich die Handlung, der Leser wird förmlich mitgerissen, vielfach überrascht und auch geschockt. Gespickt mit Politik, Gesellschaft und sehr vielen interessanten Infos rund um das Judentum und die Menschen lässt das Buch einen nicht mehr los und wirkt auch noch Stunden, nachdem man es beendet hat, nach. Unbedingt lesen!

Ich vergebe für diesen Roman fünf von fünf Sternen.

Dienstag, 19. März 2013

[Rezension] Tod im Beginenhaus- Band 1 der Adelina-Reihe - von Petra Schier






Durch eine Leserunde bin ich nur zufällig auf dieses Buch gestossen und bereue, dass ich diese Reihe und die Autorin Petra Schier nicht schon früher für mich entdeckt habe, denn die Geschichte lässt einen nicht mehr los!

Adelina, eine junge Apothekerstochter, kümmert sich rührend um ihren seit der Geburt behinderten Bruder Vitus und ihren Vater, der dem Traum nach Goldherstellung nachjagt. Da die Mutter bei der Geburt von Adelinas Bruder, ums Leben gekommen ist, hat Adelina im Haus die Hosen an. Nebenbei kümmert sie sich hingebungsvoll um die geistig behinderten Menschen im neu errichteten Beginenhaus, wo die Kranken versorgt werden, anstatt im Narrenturm zu versauern. Doch eines Tages stirbt ein alter Mann urplötzlich an einer seltsamen Erkrankung... weder die Pflegerinnen, noch die Schwestern noch die kundige Apothekerstochter können sich den Todesfall erklären. Als dann noch weitere ähnliche Symptome bei anderen Patienten auftauchen, ist das Personal in Alarmbereitschaft. Eine Seuche würde dazu führen, dass das Beginenhaus schliessen müsste und die Patienten im Narrenturm landen. Doch nach immer weiteren Toten glaubt Adelina nicht mehr an Zufälle und unbekannte Krankheiten... denn die Verstorbenen zeigen deutliche Anzeichen von Vergiftung. Ob ihr der frisch zugezogene Medicus dabei helfen würde, den Fall zu enttarnen?!

Wunderbar flüssig geschrieben, spannend bis zur letzten Seite, historisch belegt und toll geschildert... so fühlt sich der Leser mitten auf den Straßen des mittelalterlichen Kölns. Die Autorin Petra Schier schafft eine unglaublich authentische Atmosphäre und einen Personenkreis, den man so leicht nicht wieder gehen lassen möchte.

Mein Fazit: Band Zwei - ich bin wieder dabei!

Ich vergebe für diesen historischen Roman fünf von fünf Sternen.

Mittwoch, 13. März 2013

[Rezension] Evermore - Die Unsterblichen, Bd. 1 - von Alyson Noel







Eine wunderbare, mitreissende und romantische Geschichte außerhalb vom Alltag.
Das Cover erinnerte mich an diese Vampir-in-Unmengen-Jugendbücher, die alle auf eine Art und Weise gleich sind und schnell langweilig werden. Auch hier gab es klischeehafte Erscheinungen, die mich haben ironisch schmunzeln lassen, doch die Story hat mich doch mehr mitgerissen und beschäftigt, als ich gedacht habe.
Ever, eine junge Frau, lebt mit einem furchtbaren Schicksal. Bei einem Autounfall, der offensichtlich durch sie verursacht worden ist, stirbt ihre gesamte Familie. Mutter, Vater, Hund Buttercup und ihre kleine Schwester Riley. Nur Ever überlebt durch mysteriöse Umstände und muss nun bei ihrer Tante leben und sich täglich mit diesem schweren Schock herumschlagen. Ever hat sich verändert. Statt schönen Designerklamotten trägt sie nun ausgeleierte Kapuzenpullis, stopft sich bei jeglichem Kontakt die Stöpsel ihres IPods in die Ohren und hat bis auf Miles und Haven keine Freunde mehr. Durch die Hellsehergabe, die Ever besitzt, kann sie Stimmungen und Gedanken sehen und lesen, was sie unheimlich belastet... es ist manchmal ein Fluch allwissend zu sein.
Doch eines Tages platzt in Evers graues Leben ein wunderschöner Gothic Jüngling namens Damen rein und macht viele von Evers Sorgen nichtig und ungeschehen. Bevor Ever sich versieht, hat sie sich auch in diesen perfekten Mann verknallt und folgt ihm Schritt auf Schritt. Was sie jedoch bald bemerkt... irgendetwas stimmt nicht mit ihm... außer, dass er wirklich alles perfekt zu können scheint, zaubert er gerne rote Tulpen herbei und schenit sich förmlich von Nichts zu ernähren. Die geheimnisvolle und gleichzeitig völlig unsympathische Drina, die sich daraufhin Evers bester Freundin Haven bemächtigt scheint auch nicht ganz koscher zu sein... und vor allem... die Gute ist bestimmt nicht da, um mit Haven Gothic Partys zu feiern... .

Einige Klischees nehmen der Geschichte, die an sich erfüllt ist von Reue, Freundschaft, Einsicht, Liebe und weiteren Dingen, die schön und lehrreich sind, etwas ihren Glanz. Ich habe das Buch jedoch sehr gerne gelesen. Durch den einfachen und dahinplätschernden Schreibstil kommt man sehr gut in das Buch rein und kann sich vollends auf die Geschichte rund um Ever und Damen konzentrieren. Ein paar Spannungsmomente waren auch dabei, sodass es ein rundum gutes Leseerlebnis war.

Ich vergebe für diesen Roman vier von fünf Sternen.

Freitag, 8. März 2013

[Rezension] Harte Jungs - von Florentine Joop






Das Debüt einer Tochter von Wolfgang Joop mit einem Song zu jedem Kapitel. Eine Geschichte über die Musik, die Jugend, schwere Entscheidungen und natürlich die Liebe.

Charlotte, auch Puppe genannt, steckt im wichtigsten Prozess ihres Lebens... nämlich der Suche nach dem Sinn im Leben und dem Ziel, welches man anstreben soll. Dazwischen grausige Nachrichten vom Tod von River Phoenix, Kurt Cobain etc. Nebenbei läuft Musik, die das Ganze untermalt. Mit diesem Buch blickt man auf das Leben einer jungen Erwachsenen mit all ihren Höhen und Tiefen damals in den 90igern. Männergeschichten, Drogen, Alkohol, überfüllte Discotheken, Bandproben und Konzerts sowie Freundschaften, die kamen und gingen. Als Puppe sich dann in den süßen Jan verliebt und mit ihm dann auch schließlich zusammenkommt, muss sie bald einsehen, dass nicht immer alles so ist, wie man es gern hätte und dass schöne Zeiten zwar vergehen können, dafür man den neuen Dingen freudig entgegenkommen sollte und die alten schönen Zeiten dabei niemals aus dem Herzen verliert.

Eine Jugend - und Musikgeschichte, die anhand von dazu passenden Songs und der rauen Jugendsprache den Leser gut in das Gefühl der damaligen Zeit hineinversetzt. Man wippt gedanklich mit dem Fuß zum Takt und beweint innerlich die toten Stars. Kurzweilig, aber okay. Wer noch(mal) in das damalige Lebensgefühl hineinschnuppern möchte, dem sei das Buch herzlich zu empfehlen :-)

Ich vergebe für diesen Roman drei von fünf Sternen.

Freitag, 1. März 2013

[Rezension] Das Stockholm Oktavo - von Karen Engelmann







Ein äußerlich wunderschön aufgemachtes und liebevoll gestaltetes Buch, welches leider inhaltlich nicht ganz an die Perfektion der Gestaltung rankommt.

Der geschäftstüchtige Sekretär Emil Larsson, der sich seinen Titel durch Betrug in Madame Sparvs Kartenspielhaus erkauft hat, sehnt sich nun nach dem Abschluss der Vollkommenheit seines Lebens, nämlich der Liebe und der Verbundenheit. Als ihn sein Chef auch noch darauf hinweist, dass Emil nur seinen Arbeitsplatz behalten darf, wenn er schnellstmöglich unter die Haube kommt, sieht Emil sich gezwungen, seine Freundin Sparv aufsuchen, die nicht nur für ihren Spielsalon bekannt ist, sondern vielmehr für ihre Visionen und treffenden Wahrsagerkünste.
Daraufhin legt die gute Frau ihm ein sogenanntes Oktavo, ein Kreis, der in Form von liegenden Achten aufgebaut ist. Mit Hilfe von Karten soll Emil der Weg und die Personen auf ihm gezeigt werden, die ihn schließlich zu seinem Herzenswunsch führen sollen. Doch Sparv ist eine leidenschaftliche Königsfreundin, denn Gustav, der III geht bei ihr ein und aus... und auch der Herzog Karl sucht sie stellenweise auf. Schneller als ihm liebt ist, verwickelt Sparv den sehnsüchtigen Emil in ihr politisches Oktavo und beide müssen feststellen, dass sie auf ihrem Weg zur Bewahrung Schwedens eine mächtige Gegenspielerin haben, die Uzanne. Wunderschön, verlogen und hübsch verpackt ist Uzanne eine leidenschaftliche Fächersammlerin und übt sich in der "Kriegstkunst der Frauen", der Verführung und Dominanz. Dass ihre Waffen keinesfalls nur ihr Bett füllen sollen, sondern auch dazu dienen, den König Gustav zu stürzen, weiß zuerst keiner, doch als Uzanne ihre neue Gespielin beauftragt, erst starke Schlafmittel und dann Gifte zu mischen, steht auf einmal mehr auf dem Spiel als nur Liebe und Verbundenheit... .

Insgesamt eine fesselnde historische Geschichte, ausgeschmückt mit gesellschaftlichen Schilderungen, Intrigen und der Theorie rund um die Kunst des Fächers und dessen Handhabung. Ich war stellenweise überrascht, was man mit so einem Accessoire alles anrichten kann, andererseits auch leicht über die ausschweifenden Theorien und Berichte gelangweilt. Die Handlung blieb aber fast durchweg spannend und die wunderschöne Ausstattung und die vielen Bilder und Skizzen von den Karten und dem Oktavo haben das Leseerlebnis wunderbar abgerundet.

Ich vergebe für das Debüt der Autorin Karin Engelmann vier von fünf Sternen.